Frauen in Führungspositionen werden häufiger sexuell belästigt

Geschlechtsspezifische Peinlichkeiten, Mikroaggressionen, Übergriffe oder Gewalt werden „im Kontext des Arbeits- und Gesundheitsschutzes wenig beachtet,“ kritisiert Prof. Dr. Monika Eigenstetter im Berichtsband „Psychologie der Arbeitssicherheit und Gesundheit“ 21. „Pflege, Hotels und Berufe, in denen Frauen als Dienstleistende tätig sind, gelten als gefährliche Arbeitsumgebungen gerade für unerwünschte sexuelle Aufmerksamkeit und sexuelle Übergriffe.“ Arbeitswege in Randzeiten bieten zusätzliche Gefährdungen.
„Frauen erleben auch dann Entwertung, wenn sie nicht dem stereotypen Schema von ´weiblich´ entsprechen. Verletzen sie geltende Stereotype, führt es in der Folge zu sozialer Bestrafung: Abgewertet werden besonders Frauen, die nicht als ´warm´ und zugewandt wahrgenommen werden. Frauen in Führungspositionen erfahren zudem, anders als man vermuten möchte, oft nicht weniger, sondern mehr sexuelle Belästigung. Eine Interpretation legt nahe, dass Frauen, gerade auch in ´Männerberufen´, mehr feindseliges Verhalten auslösen, da sie bedrohlich auf die männliche Identität wirken.“
Männer in typischen Frauenberufen, Homosexuelle, LGBT-Personen lösen ähnlich häufig ungewollt Verunsicherung und Mikroaggressionen in ihrem Arbeitsumfeld aus. Alexander Herrmann, Christian Seubert und Jürgen Glaser bilanzieren im gleichen Berichtsband: „Im europäischen Durchschnitt erleben 1,9% der Arbeitenden Gewalt, 5% die Androhung von Gewalt, 4,1% Bullying und Belästigung sowie 2% sexuelle Belästigung im Zuge ihrer Tätigkeit. In Deutschland sind ca. 15% der Arbeitnehmerschaft von solchen Negativerfahrungen betroffen, in Österreich rund 20% …“

Psychologie der Arbeitssicherheit und Gesundheit: Gewalt in der Arbeit verhüten und die Zukunft gesundheitsförderlich gestalten.
Trimpop, Fischbach, Seliger, Lynnyk, Kleineidam, Große-Jäger (Hrsg.) Asanger 636 S. Hardcover ISBN 978-3-89334-640-0