Assessment Center: Wie nehmen BeobachterInnen „SchauspielerInnen“ wahr?

Wieviel Schauspielerei – gut deutsch: Self-Monitoring – findet im Assessment Center statt? Wie ist es zu bewerten? Dr. Martin Emrich hat es untersucht und bietet in seiner Monografie Schauspielerei oder Authentizität? konkrete Empfehlungen, z.B.:
Den TeilnehmerInnen zu Beginn des Assessment Centers (AC) zu sagen, sie sollten sich flexibel verhalten, bewirkt voraussichtlich, das sich Personen mit niedrigem dispositionellen Self-Monitoring in ihrer Leistung im AC verbessern – und sich Personen mit hohem dispositionellen Selfmonitoring leicht verschlechtern. „Damit bewirkt diese Anmoderation voraussichtlich eine eher niedrige konvergente Validität auf der Ebene der definierten Anforderungsdimensionen.“
Dem Leiter/der Leiterin des AC empfiehlt Emrich: „Vor der Durchführung sollte im Rahmen eines professionellen Assessorentrainings mit den BeobachterInnen besprochen werden, inwieweit das AC-Training versucht, hohes oder niedriges Self-Monitoring zu erfassen. Auch wenn hohes Self-Monitoring für ein AC eine explizit unerwünschte Verhaltensdisposition sein sollte, müssen die BeobachterInnen darauf trainiert werden, diese zu erkennen und entsprechend kritisch zu bewerten.
Ebenso müssen die BeobachterInnen unbedingt dafür sensibilisiert werden, dass ihr eigenes Ausmaß an Self-Monitoring sich auf ihre Einschätzung von KandidatInnen im AC auswirkt. Es konnte gezeigt werden, dass hohe Self-Monitors bei BewerberInnen eher nach Äußerlichkeiten schauen, wohingegen niedrige Self-Monitors eher basierend auf Informationen bezüglich der Persönlichkeit von Applikanten bewerten.“
Mit insgesamt sieben „Regeln“ fasst Martin Emrich seine Empfehlungen zusammen, um das – häufig allzu unreflektierte – Assessment Center möglichst informativ zu realisieren.

Schauspielerei oder Authentizität?
Der Einfluss des Self-Monitoring auf das Verhalten der Teilnehmer im Assessment Center
Emrich, M.
Pabst, 248 Seiten

Assessment Center
Von der Auftragsklärung bis zur Qualitätssicherung.
Ein Handbuch von Praktikern für Praktiker
Sünderhauf, K.; Stumpf, S.; Höft, S. (Hrsg.)
Pabst, 448 Seiten