Mobbing verursacht psychosomatische Störungen: schulenübergreifende Therapie in der Rehabilitation

Mehr als eine Million Erwerbstätige in Deutschland leiden unter Mobbing am Arbeitsplatz. Die psychosomatischen Folgen sind oft schwer; immer häufiger wird eine ambulante oder stationäre Reha-Therapie notwendig. Über sein Behandlungskonzept berichtet Dr. Joseph Schwickerath im Standardwerk ´Indikation zur stationären Verhaltenstherapie und medizinischen Rehabilitation bei psychischen und psychosomatischen Erkrankungen´.
„In einem multifaktoriellen, psychosomatischen Krankheitsmodell können symptomatische Reaktionen auf vier Ebenen analysiert und verändert werden – und zwar als kognitive Reaktionen (Gedanken), emotionale Reaktionen (Gefühle), motorische Reaktionen (beobachtbares Verhalten) und physiologische Reaktionen. Diese vier Ebenen beeinflussen sich in Bezug zur sozialen Dimension ständig gegenseitig. Dabei liegt unserer Arbeit weniger ein Kausalmodell, sondern ein Interaktionsmodell zugrunde.
Wesentlich für Diagnostik und Therapie ist, welche sozialen, biologischen, physikalischen und chemischen Umweltfaktoren und welche in der Person begründeten psychischen und somatischen Varablen zur Aufrechterhaltung einer Störung beitragen. In der diagnostischen Phase erfolgt nach einer umfassenden medizinischen Diagnostik eine ausführliche Exploration nach diesem verhaltenstherapeutischen Modell. Aus einer genauen Beschreibung der vier Ebenen sowie ihrer auslösenden und aufrechterhaltenden Bedingungen wird unter Berücksichtigung des Entwicklungsverlaufs eine Verhaltensanalyse erstellt, die Ansatzpunkte für die Vereinbarung von Therapiezielen bietet.
Im Unterschied zu dem ehemals überwiegend mechanistischen und gegenwartsbezogenen Vorgehen der früheren Verhaltenstherapie wird heute vor dem Hintergrund der modernen Verhaltensmedizin versucht, interdisziplinär und Schulen übergreifend zu arbeiten und die individuelle Lebens- bzw. Lerngeschichte sowie systemische Ansätze mit einzubeziehen.
Nachdem mit dem Patienten die individuelle Verhaltensanalyse erstellt worden ist, werden gemeinsam Therapieziele erarbeitet, wobei in der Regel über die Änderung problematischer Einstellungs- und Verhaltensmuster ein Abbau der Symptomatik und damit des Leidensdrucks intendiert wird…“
Wissenschaftliche Ansprechpartner:
PD Dr. Margrit Löbner
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health
Medizinische Fakultät, Universität Leipzig
Telefon: +49 341 97-24591
E-Mail: Margrit.Loebner@medizin.uni-leipzig.de
Originalpublikation:
https://www.publikationen-bundesregierung.de/pp-de/publikationssuche/studie-mobbing-2336374

Indikation zur stationären Verhaltenstherapie und medizinischen Rehabilitation bei psychischen und psychosomatischen Erkrankungen
Zielke, Manfred (Hrsg.)
Pabst, 600 Seiten