Arbeit gesund gestalten: Psychische Belastung in der Gefährdungsbeurteilung am Arbeitsplatz – Chancen erkennen und nutzen

Die Arbeitswelt befindet sich mit zunehmender Geschwindigkeit im permanenten Wandel und psychische Belastungsfaktoren zählen dabei längst zu den zentralen Herausforderungen unserer Zeit. Digitalisierung und flexibilisierte Arbeitsstrukturen führen zu Arbeitsverdichtung und Informationsflut, um nur einige Beispiele zu nennen. Die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung ist in diesem Zusammenhang nicht nur gesetzlicher Auftrag, sondern vor allem auch ein strategischer Erfolgs- und Wirtschaftsfaktor: Sie schafft die Basis für nachhaltige Gesundheit, Motivation und Leistungsfähigkeit in modernen Arbeitskontexten.
Angesichts des enormen Potenzials ist die geringe Umsetzungsrate von nur rund 28 % (DEKRA Arbeitssicherheitsreport 2025) gegenüber sich seit Jahren stetig verdoppelnder Fehlzeiten nicht nachvollziehbar. Auch, weil viele Unternehmen und die Politik längst den Handlungsbedarf erkannt haben. Und das Werkzeug „Gefährdungsbeurteilung“ kann noch mehr. Neben der Prävention physischer und psychischer Erkrankungen kann die Gefährdungsbeurteilung einen erheblichen Beitrag zur Optimierung betrieblicher Prozesse leisten. Es ist an der Zeit, dass Unternehmen die Chancen dieses oft als „lästige Pflicht“ verstandenen betrieblichen Arbeitsschutzes erkennen und lernen, sie im komplexen betrieblichen Alltag für sich zu nutzen.
Der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) gibt mit der neu erschienenen Broschüre „Psychische Belastung in der Gefährdungsbeurteilung. Fachliche Empfehlungen für die praktische Anwendung“ eine wertvolle Orientierungshilfe. Auf der Basis der Auswertungen von über 500 Gefährdungsbeurteilungen, durchgeführt von erfahrenen Arbeits- und Wirtschaftspsycholog*innen des BDP, vereint die Broschüre gebündeltes psychologisches Fachwissen mit praktischen Erfahrungen, methodischer Klarheit und konkreten Hilfestellungen zur praxisnahen Umsetzung und zeigt wie Arbeitsschutz in Unternehmen und die Gestaltung von gesunder Arbeit funktionieren kann.
„Seit der Verpflichtung zur Erfassung der psychischen Belastung kommt der psychologischen Expertise eine ganz neue Bedeutung zu. Sie ergänzt die Fachkenntnisse von Betriebsmediziner*innen und Fachkräften für Arbeitssicherheit und trägt maßgeblich dazu bei, die psychische Gesundheit von Mitarbeitenden nachhaltig zu schützen“, erläutert BDP-Präsidentin Thordis Bethlehem und erklärt weiter „der vorliegende Leitfaden zeigt deutlich auf, welchen Mehrwert eine interdisziplinäre Zusammenarbeit aller Professionen bietet, um wirksame und nachhaltige Lösungen im betrieblichen Arbeitsschutz zu entwickeln.“