Coaching on the Job: Wie Schwerbehinderte ihren Arbeitsplatz und Betriebe ihre Produktivität sichern

Ein Teil der fast achtmillionen Schwerbehinderten in Deutschland gewinnt durch eigene Berufstätigkeit an Lebensqualität. Zur Integration in den Betrieb stellt die Arbeitsagentur einen Jobcoach zur Verfügung – als persönliche, tägliche Begleitung am jeweiligen Arbeitsplatz. Ulrike Marotzki und KollegInnen berichten über die Aufgaben in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift ´Psychosoziale und Medizinische Rehabilitation´ (1/2025).

Das Coaching on the job dient nicht nur der Eingliederung in Betriebsabläufe, sondern auch dem Erhalt oder der Modifikation des Arbeitsplatzes, z.B. bei:

  • verlangsamter Arbeitsweise
  • Nachlassen der Leistungsfähigkeit
  • Störung der Betriebsabläufe oder der Zusammenarbeit
  • Schwierigkeiten, Aufgaben zu strukturieren, zu priorisieren und/oder zu Ende zu führen
  • Veränderung in der individuellen Belastbarkeit
  • Kommunikationsschwierigkeiten
  • Veränderung betrieblicher Bedingungen

Der betriebsexterne Jobcoach bindet sich zeitweise aktiv in den Betriebsablauf ein – mit dem Ziel, Lern- und Entwicklungsprozesse zu initiieren, in denen sein Klient, dessen Kollegen, Führungskräfte und weitere Bezugspersonen eigene individuelle Lösungen entwickeln. „Der Jobcoach wird für den Coachee über einen längeren Zeitraum Kollege. Damit verbunden ist, dass der Jobcoach in die dort übliche Kleidung schlüpft, im Arbeitskontext eine gewisse Zeit lang mitarbeitet und sich mit zunehmender Stabilisierung der Situation am Arbeitsplatz wieder schrittweise zurückzieht…“

Die Mehrheit der Jobcoaches stammt aus psychosozialen, eine Minderheit aus handwerklichen oder kaufmännischen Berufsfeldern. Im Matching zwischen Coach, Klient und Betrieb bestehen damit viele Möglichkeiten. Die Anforderungen an den Jobcoach sind hoch: Verlangt wird, „im System Lösungen zu finden und mit der Rolle des Mehrfachmandats zurecht zu kommen. Vor allem in der Phase der Selbstintegration in den Betrieb als Kollege auf Zeit bedarf es ethnographischer Reflexion und der Unterstützung durch Supervision. 

Die invasive Vorgehensweise erfordert die Bereitschaft zur Mitarbeit aller Beteiligten, die Transparenz der Zielsetzungen für alle Beteiligten und die Erwartbarkeit der Abläufe, damit in der Zusammenarbeit das notwendige Maß an Vertrauen entstehen kann. Dafür ist die Allparteilichkeit des Jobcoaches wichtig und notwendig.“

Ulrike Marotzki, Monika Kitzmann, Esther Scholz-Minkwitz, Ina Schröter, Charlotte Wilke
Jobcoaching am Arbeitsplatz für Menschen mit einer Schwerbehinderung oder Gleichstellung am Beispiel Niedersachsen
In: Psychosoziale und Medizinische Rehabilitation 129 (1/2025)      

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