Erwerbslosigkeit wird häufig als traumatische Erfahrung erlebt

Im Fokus der Öffentlichkeit stehen gegenwärtig arbeitsscheue Bürgergeld-EmpfängerInnen. Dem stellen Rosmarie Barwinski und KollegInnen Erwerbslose gegenüber, die unter ihrem Ausschluss aus dem Arbeitsleben leiden: Das Fachbuch Erwerbslosigkeit als traumatische Erfahrung bietet psychologische Analysen – und Leitlinien für die Beratung bzw. Therapie Betroffener.
Nach ihrem Ausscheiden durchleben Erwerbslose oft vier Phasen: Zunächst kann die neue Situation „effektiv als Erleichterung erlebt werden, weil man sich z.B. nicht mehr den belastenden Bedingungen am Arbeitsplatz aussetzen muss; aber nach wenigen Monaten folgt eine Phase der Auflehnung, in der Gefühle der Ohnmacht, Depression und Wut abwechseln: Wut, dass alle Bemühungen zwecklos bleiben. In der dritten Phase macht sich allmählich Verzweiflung breit, und die Betroffenen gleiten in die vierte Phase der Apathie, in der ihnen alles gleichgültig zu werden scheint. Die Dauer der einzelnen Abschnitte und die Intensität der beschriebenen Gefühle ist von Person zu Person recht verschieden,“ berichtet Rosmarie Barwinski.
„Spezifisch für Erwerbslose scheint vor allem das Gefühl der fehlenden Handlungskontrolle bei gleichzeitig fehlender Spiegelung in einer sozialen Umwelt zu sein, begleitet vom Gefühl und der Erfahrung der Ausgrenzung aus der Gesellschaft. Die dadurch bedingte Beeinträchtigung der Selbstkonstituierung wird zusätzlich durch die Infragestellung eigener Werte erschwert…“
In besonderem Maß sind – häufig bereits vortraumatisierte – Migranten betroffen, denen vom deutschen Gesetzgeber u.U. eine Arbeitsgenehmigung verweigert wird. Vor diesem Hintergrund ist ein Teil der Ausländerkriminalität zu sehen.

Erwerbslosigkeit als traumatische Erfahrung
Rosmarie Barwinski (Hrsg.)
Asanger, 204 Seiten