Länger berufstätig: Im Alter steigen meist Qualitätsbewusstsein und Zuverlässigkeit

Gesundheitsmanagement in einer alternden Belegschaft: „Das früher vorherrschende Defizitmodell ging davon aus, dass im Alter praktisch alle Funktionen nachlassen. Inzwischen weiß man, dass dies nicht stimmt. Das moderne Kompetenzmodell geht davon aus, dass die verschiedenen Funktionen sich über die Lebensspanne höchst unterschiedlich verändern – negativ oder positiv – , und dass Kompetenzen auch im Alter aufgebaut werden können. Die emotionale und soziale Kompetenz und damit die Kommunikations-, Kooperations- und Konfliktlösefähigkeit, sowie Zuverlässigkeit, Besonnenheit und das Qualitätsbewusstsein verbessern sich in der Regel mit zunehmendem Alter,“ berichten Prof. Dr. Michael Falkenstein und Dr. Patrick D. Gajewski in ihrem Beitrag zum Sachbuch Leistung, Gesundheit und Innovativität im demografischen Wandel.
„Ähnlich günstig verlaufen die wissensbasierten (´kristallinen´) kognitiven Funktionen, wie Wissen, Erfahrung, Expertise und Sprachkompetenz. Hierdurch verbessern sich auch integrative Fähigkeiten (´Übersicht´) sowie die planerische Urteilsfähigkeit.
Anderseits lassen sensorische und motorische Funktionen deutlich nach. In etwas geringerem Maß verschlechtern sich auch die sog. ´fluiden´ kognitiven Funktionen. Hierzu gehören verschiedene Aspekte des Kurzzeitgedächtnisses: die Suche nach Information, die gleichzeitige Ausführung mehrerer Aufgaben und die Unterdrückung von Störinformation bzw. Fehlhandlungen. Allerdings ist der Abfall fluider Funktionen höchst unterschiedlich …
Mit dem Alter werden oft Gedächtnisverluste assoziiert. Dies betrifft jedoch nur das episodische Gedächtnis, d.h. die Erinnerung an kurz zurückliegende persönliche Ereignisse oder an den Kontext von Erinnerungen und v.a. das sogenannte Arbeitsgedächtnis, d.h. die kurzzeitige Abspeicherung, Transformation und Erinnerung von Information. Im Gegensatz bleibt das semantische Gedächtnis (Wissen und Erfahrungen) als Basis der kristallinen Intelligenz weit länger stabil. Das sog. prozedurale Gedächtnis, also die Ausübung von Fertigkeiten wie Fahrradfahren, Schwimmen oder die gelernte Bedienung einer Maschine, bleibt in der Regel lebenslang stabil.“

Leistung, Gesundheit und Innovativität im demografischen Wandel
Kastner, M.; Falkenstein, M.; Hinding, B. (Hrsg.)
Pabst, 328 Seiten