Wege ins Arbeitsleben unter gesundheitlich schwierigen Bedingungen
Nur 56.6 Prozent der Behinderten im arbeitsfähigen Alter sind aktiv berufstätig. Entsprechend groß ist der Bedarf, für wachsende Bevölkerungsteile der älteren, behinderten und von Behinderung bedrohten Menschen zielgerichtete Maßnahmen zu entwickeln, die eine Teilnahme am Arbeitsleben ermöglichen. Modellprojekte aus dem Förderprogramm RehaPro belegen, wie im Anschluss an eine therapeutische Rehabilitation Chancen für eine berufliche Wiedereingliederung gefördert werden können. Till Manderbach und KollegInnen stellen in der Fachzeitschrift Psychosoziale und Medizinische Rehabilitation unterschiedliche Modellprojekte vor.
Beispielhaft beschreibt Dr. Frank Schiemann das Modellprojekt „Geh vor! – Gesundheit hat Vorfahrt“. Das „Neue dieser Unterstützung besteht darin, dass die Teilnehmenden psychologische und sozialpädagogische Leistungen aus verschiedenen Rechtskreisen des Sozialgesetzbuches in einem individuell auf die einzelne Person abgestimmten Setting erhalten:“ Eine Lotsenstelle, eine psychologische Anlaufstelle sowie verschiedene Coaching- und Teilhabeangebote stehen zur Verfügung. Daraus wird ein individuell zugeschnittenes Angebot zusammengestellt – und im Lauf der Zeit je nach Bedarf angepasst.
„Die sozialpädagogischen Angebote sind ein zentraler Baustein, um die berufliche Orientierung vor dem Hintergrund der individuellen Gesundheitssituation zu verbessern. Weiterhin geht es um die Strukturierung des Alltags oder auch um Hilfen bei Behördengängen. Eine wichtige Rolle spielen Beratung und Vermittlung – hier z.B. Schuldnerberatung, Beratung beim Zugang zu Sport- oder Selbsthilfegruppen sowie zu Angeboten des ambulant-betreuten Wohnens. Insgesamt ist der Nutzen der sozialpädagogischen Angebote im Modellprojekt von gut zwei Drittel der Antwortenden als hoch bzw. sehr hoch eingeschätzt worden,“ berichtet Frank Schiemann. „Eine freiwillige Teilnahme am Projekt ist der Eckstein des Vorhabens und bedeutet für alle Beteiligten ein Umdenken gegenüber der bisherigen Praxis. Daraus ergeben sich für alle Beteiligten wesentliche Konsequenzen in ihrem Rollenverständnis: Basiert eine verpflichtende Teilnahme im Wesentlichen auf einer ggfs. eher einseitigen Entscheidung des Jobcenters, setzt eine freiwillige Teilnahme eine kooperative Entscheidungsfindung voraus. Diese neuen, auf freiwilliger Teilnahme beruhenden Herausforderungen setzen sich bei der Projektdurchführung fort.“ Zwischen Coach und Klient kann ein Vertrauensverhältnis entstehen. Bereits während des Projekts zeichnet sich daher ab, dass die Mehrheit der TeilnehmerInnen wieder den Weg in das Arbeitsleben findet.
Psychosoziale und Medizinische Rehabilitation 2024-1 (125)
Versorgungskontinuität und nachhaltige Teilhabeförderung unter schwierigen Bedingungen.
Modellprojekte aus dem Förderprogramm rehapro des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, Teil 2
Till Manderbach, Claudia Joas & Heiner Vogel (Hrsg.)
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